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Die Bezeichnung Treasurer ist die traditionellere Form und in manchen Bundesstaaten auch die gesetzlich vorgeschriebene. Chief Financial Officer – CFO – ist der modernere Titel, der sich international durchgesetzt hat. In der Praxis werden beide Begriffe oft synonym verwendet, wobei CFO tendenziell eine strategischere Rolle impliziert, während Treasurer eher die operative Verwaltung der Finanzen bezeichnet.
Der Unterschied liegt vor allem in der Unternehmensgröße. Bei kleineren Corporations beschränkt sich die Rolle meist auf grundlegende buchhalterische Aufgaben und die Verwaltung der Bankkonten – klassische Treasurer-Aufgaben. Bei größeren Unternehmen entwickelt sich die Position zum CFO mit umfassender Verantwortung für Finanzstrategie, Controlling, Investor Relations und oft auch für rechtliche und steuerliche Fragen.
Die Kernaufgabe des Treasurer/CFO besteht in der Verwaltung der finanziellen Ressourcen der Corporation. Das beginnt bei der Führung der Bankkonten. Der Treasurer ist typischerweise zeichnungsberechtigt für alle Bankkonten der Corporation und überwacht die Zahlungsströme. Er sorgt dafür, dass ausreichend Liquidität vorhanden ist, um die laufenden Verpflichtungen zu erfüllen, und dass überschüssige Mittel sinnvoll angelegt werden.
Die Buchhaltung fällt ebenfalls in seinen Verantwortungsbereich. Bei kleineren Corporations führt der Treasurer die Bücher oft selbst oder koordiniert einen externen Buchhalter. Bei größeren Unternehmen leitet er die Finanzabteilung, die sich um die laufende Buchhaltung, die Rechnungsstellung und das Mahnwesen kümmert. Der Treasurer stellt sicher, dass die Bücher ordnungsgemäß geführt werden und allen gesetzlichen Anforderungen entsprechen.
Die Erstellung von Finanzberichten ist eine weitere zentrale Aufgabe. Der Treasurer bereitet regelmäßige Finanzberichte für das Board of Directors vor – typischerweise monatlich oder quartalsweise. Diese Berichte umfassen Gewinn- und Verlustrechnungen, Bilanzen, Cashflow-Statements und oft auch Forecasts für die kommenden Monate. Bei börsennotierten Corporations kommen die gesetzlich vorgeschriebenen Quartals- und Jahresberichte hinzu, die nach den Rechnungslegungsstandards erstellt und geprüft werden müssen.
Steuerliche Belange koordiniert der Treasurer ebenfalls. Er stellt sicher, dass alle erforderlichen Steuererklärungen fristgerecht eingereicht werden – von der Corporate Income Tax über Sales Tax bis hin zu Lohnsteuerabführungen. Bei komplexeren steuerlichen Fragen arbeitet er mit externen Steuerberatern zusammen, behält aber die Gesamtverantwortung.
In größeren Corporations kommen strategische Finanzaufgaben hinzu. Der CFO entwickelt die Finanzstrategie, plant Investitionen und Finanzierungen, bewertet Akquisitionsmöglichkeiten und steuert das Working Capital Management. Er arbeitet eng mit externen Partnern wie Banken, Wirtschaftsprüfern und Investoren zusammen und verantwortet oft auch das Risikomanagement.
In einigen Bundesstaaten ist die Position des Treasurer gesetzlich vorgeschrieben. Florida beispielsweise verlangt, dass jede Corporation einen Treasurer hat. Andere Staaten wie Delaware sind flexibler und überlassen es den Bylaws der Corporation, welche Officer-Positionen geschaffen werden.
Unabhängig von der gesetzlichen Pflicht ist es jedoch essentiell, dass jemand die Verantwortung für die finanziellen Aufzeichnungen und die ordnungsgemäße Buchführung übernimmt. Das ist für die Aufrechterhaltung des Haftungsschutzes – Corporate Veil – von entscheidender Bedeutung. Eine Corporation, die ihre Finanzen nicht sauber führt, keine ordentlichen Bücher hat und Geschäfts- und Privatvermögen vermischt, riskiert, dass Gerichte den Haftungsschutz durchbrechen und die Stockholder persönlich haften lassen.
Bei kleineren Corporations wird die Position des Treasurer häufig vom President in Personalunion besetzt. Das ist rechtlich unproblematisch und in der Praxis sehr verbreitet. Bei einer Ein-Mann-Corporation ist ohnehin eine Person gleichzeitig Sole Stockholder, Sole Director, President und Treasurer.
Diese Personalunion macht auch Sinn, solange das Unternehmen überschaubar ist. Der President kennt die finanzielle Situation ohnehin am besten und kann die Treasurer-Aufgaben ohne großen Zusatzaufwand übernehmen. Wichtig ist nur, dass die Rolle formal vergeben wird und in den Corporate Records dokumentiert ist, wer als Treasurer fungiert.
Mit wachsender Unternehmensgröße wird es jedoch sinnvoll, die Position zu trennen. Wenn das operative Geschäft den President vollständig in Anspruch nimmt, braucht es jemanden, der sich gezielt um die Finanzen kümmert. Das kann zunächst ein Teilzeit-CFO oder ein externer Finanzberater sein, später dann ein vollzeitbeschäftigter CFO mit eigenem Team.
Der Treasurer/CFO wird vom Board of Directors bestellt – wie alle anderen Officers auch. Es gibt keine gesetzlichen Anforderungen hinsichtlich Ausbildung oder Qualifikation. Theoretisch kann jede volljährige Person Treasurer werden, unabhängig von fachlicher Vorbildung.
In der Praxis sollte die Person allerdings über fundierte Kenntnisse in Buchhaltung und Finanzwesen verfügen. Bei kleineren Corporations reicht oft kaufmännisches Grundwissen aus, verbunden mit der Bereitschaft, sich in die Materie einzuarbeiten oder externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei größeren Unternehmen wird typischerweise ein studierter Betriebswirt oder Wirtschaftsprüfer mit mehrjähriger Berufserfahrung als CFO eingesetzt.
Der Treasurer unterliegt wie alle Officers den Treuepflichten – Duty of Care und Duty of Loyalty. Er muss die Finanzen der Corporation mit der gebotenen Sorgfalt verwalten und im besten Interesse der Gesellschaft handeln.
Eine besondere Haftungsgefahr besteht bei steuerlichen Pflichtverletzungen. Werden Steuern nicht oder verspätet abgeführt – etwa bei der Sales Tax oder der Lohnsteuer –, kann der Treasurer persönlich haftbar gemacht werden. Auch bei grob fahrlässiger Missführung der Buchhaltung oder bei Vermögensverschwendung droht persönliche Haftung.
Wie bei anderen Officers auch empfiehlt sich eine D&O-Versicherung, die solche Haftungsrisiken abdeckt. Bei kleineren Corporations mit begrenzten Mitteln ist zumindest eine saubere Dokumentation aller Finanzentscheidungen und die Nutzung externer Berater bei komplexen Fragen ratsam, um Haftungsrisiken zu minimieren.
Die meisten Corporations – speziell kleinere – arbeiten mit externen Buchhaltern, Steuerberatern oder Wirtschaftsprüfern zusammen. Der Treasurer koordiniert diese Dienstleister und stellt sicher, dass alle notwendigen Informationen bereitgestellt werden.
Ein typisches Setup bei einer kleinen Corporation: Der Treasurer führt die grundlegende Buchhaltung selbst oder nutzt eine Buchhaltungssoftware. Quartalsweise übergibt er die Daten an einen externen Buchhalter, der die Abschlüsse erstellt. Zum Jahresende arbeitet ein Steuerberater die Corporate Tax Return aus. Der Treasurer koordiniert alle diese Aktivitäten und behält den Überblick über Fristen und Pflichten.
Bei größeren Corporations mit eigener Finanzabteilung übernimmt der CFO die strategische Führung, während das Team die operativen Aufgaben erledigt. Externe Wirtschaftsprüfer kommen dann primär für die Jahresabschlussprüfung zum Einsatz, während die laufende Buchhaltung und das Controlling intern abgewickelt werden.
Der US-amerikanische Treasurer/CFO unterscheidet sich in einigen Punkten von vergleichbaren Positionen in Deutschland. In einer deutschen GmbH gibt es keinen gesetzlich vorgeschriebenen Finanzverantwortlichen – der Geschäftsführer trägt die Gesamtverantwortung auch für die Finanzen. Faktisch gibt es aber auch hier oft einen kaufmännischen Leiter oder Finanzchef, der diese Aufgaben wahrnimmt.
Bei deutschen Aktiengesellschaften ist der Finanzvorstand Mitglied des Vorstands und damit ein Organ der Gesellschaft mit eigener Verantwortung. Der US-amerikanische CFO hingegen ist Officer und damit Angestellter, der an den CEO berichtet. Diese unterschiedliche rechtliche Stellung hat Auswirkungen auf Haftung, Vergütung und Entscheidungsbefugnisse.
Bei der Gründung einer Corporation sollte die Position des Treasurer von Anfang an formal besetzt werden – auch wenn faktisch der President diese Rolle übernimmt. In den Corporate Records muss dokumentiert sein, wer als Treasurer fungiert und die Bankkonten verwaltet.
Die Bylaws sollten klare Regelungen enthalten, welche Befugnisse der Treasurer hat. Kann er eigenständig Überweisungen tätigen? Bis zu welcher Höhe? Braucht er für größere Zahlungen die Zustimmung des President oder des Boards? Diese Fragen sollten geklärt sein, um späteren Streit zu vermeiden.
Für kleinere Corporations reicht es oft aus, dass der Treasurer die grundlegende Buchführung koordiniert und mit externen Dienstleistern zusammenarbeitet. Eine vollzeitige Finanzabteilung ist erst ab einer gewissen Größe sinnvoll – typischerweise wenn das Unternehmen mehrere Millionen Dollar Umsatz macht und die Komplexität zunimmt.
Zusammengefasst ist der Treasurer/CFO der Finanzverantwortliche der Corporation mit Aufgaben, die von der simplen Kontoverwaltung bis zur komplexen Finanzstrategie reichen können. Die konkrete Ausgestaltung hängt von der Größe und Komplexität des Unternehmens ab, die Kernfunktion – Sicherstellung ordnungsgemäßer Finanzverwaltung – bleibt aber immer gleich.
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