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Stock Ledger (Aktienregister)

Kommt vor bei: Corporation

Das Stock Ledger ist das offizielle Register einer Corporation, das alle ausgegebenen Aktien und ihre jeweiligen Eigentümer dokumentiert. Es ist sozusagen das Hauptbuch der Eigentumsverhältnisse – eine laufend aktualisierte Liste, die zeigt, wer zu welchem Zeitpunkt wie viele Aktien besessen hat.

Das Stock Ledger entspricht dem Aktienregister oder Aktienbuch einer deutschen AG. Während die Stock Certificates die einzelnen Eigentumsurkunden sind, ist das Stock Ledger das zentrale Verzeichnis, das alle Certificates und Übertragungen zusammenfasst.

Ein entscheidender Unterschied: Während auf Stock Certificates verzichtet werden kann (uncertificated shares), ist das Stock Ledger zwingend erforderlich. Jede Corporation muss ein Stock Ledger führen – es gibt keine Ausnahme. Wer nicht im Stock Ledger eingetragen ist, ist rechtlich kein Aktionär, selbst wenn er ein Stock Certificate besitzt. Das Stock Ledger ist die maßgebliche Quelle für die Frage, wem die Corporation gehört.

Realitätscheck: Das Stock Ledger ist in seiner einfachsten Form nichts weiter als eine Tabelle oder Liste. Es kann ein Excel-Spreadsheet sein, ein Word-Dokument, eine handschriftliche Liste in einem gebundenen Buch oder ein Eintrag in spezialisierter Software. Bei einer kleinen Corporation mit zwei Gründern kann das Stock Ledger buchstäblich eine halbe Seite lang sein, auf der steht: "John Smith, 123 Main Street, 500 Aktien, Certificate #1, ausgestellt am 15.01.2024" und "Jane Doe, 456 Oak Avenue, 500 Aktien, Certificate #2, ausgestellt am 15.01.2024". Fertig. Kein goldenes Buch mit sieben Siegeln – einfach eine ordentliche Liste, wem was gehört.

Was steht im Stock Ledger?

Das Stock Ledger dokumentiert für jede ausgegebene Aktie folgende Informationen:

Zu jedem Aktionär:

  • Vollständiger Name des Aktionärs
  • Adresse
  • Anzahl der gehaltenen Aktien
  • Aktiengattung (Common Stock, Preferred Stock, etc.)
  • Certificate-Nummer(n) der ausgestellten Stock Certificates (falls vorhanden)
  • Datum der Ausgabe bzw. Übertragung

Bei Übertragungen:

  • Datum der Übertragung
  • Name des bisherigen Eigentümers (Transferor)
  • Name des neuen Eigentümers (Transferee)
  • Anzahl der übertragenen Aktien
  • Alte Certificate-Nummer (wird eingezogen, falls Certificates verwendet werden)
  • Neue Certificate-Nummer (wird ausgestellt, falls Certificates verwendet werden)
  • Grund der Übertragung (Verkauf, Schenkung, Erbschaft, etc.)

Historische Informationen:Das Stock Ledger enthält nicht nur den aktuellen Stand, sondern die komplette Historie aller Eigentumswechsel seit Gründung der Corporation. So kann jederzeit nachvollzogen werden, wer zu welchem Zeitpunkt Aktionär war.

Weitere typische Angaben:

  • Gesamtzahl der autorisierten Aktien (laut Articles of Incorporation)
  • Gesamtzahl der tatsächlich ausgegebenen Aktien (issued shares)
  • Anzahl der Treasury Shares (zurückgekaufte, aber nicht eingezogene Aktien)
  • Par Value oder No Par Value Status

Stock Ledger vs. wirtschaftlich Berechtigte – ein wichtiger Unterschied

Das Stock Ledger dokumentiert die rechtlichen Eigentümer (Legal Owners) der Aktien – also diejenigen, die formal als Aktionäre eingetragen sind. Das ist nicht dasselbe wie die wirtschaftlich Berechtigten (Beneficial Owners) im Sinne der Geldwäschegesetze.

Was ist der Unterschied?

Ein Aktionär im Stock Ledger ist jeder, der rechtlich Aktien hält – egal ob 1 Aktie oder 1.000 Aktien. Er hat Stimmrechte und Dividendenansprüche entsprechend seiner Anteile.

Ein wirtschaftlich Berechtigter (Beneficial Owner/BO) ist hingegen eine Person, die nach den Kriterien der Geldwäschegesetze als kontrollierend gilt. In den meisten Ländern ist das jemand, der direkt oder indirekt mehr als 25% der Anteile hält oder auf andere Weise Kontrolle ausübt.

Konkrete Konsequenzen:

  • Ein Aktionär mit 10% der Aktien steht im Stock Ledger, ist aber kein wirtschaftlich Berechtigter im rechtlichen Sinne (unter 25% Schwelle).
  • Jemand, der keine einzige Aktie besitzt, aber über Stimmrechtsvereinbarungen die Corporation kontrolliert, steht nicht im Stock Ledger, kann aber trotzdem als wirtschaftlich Berechtigter gelten.
  • Eine Corporation mit 5 Aktionären à 20% hat alle fünf im Stock Ledger, aber möglicherweise keinen meldepflichtigen wirtschaftlich Berechtigten (alle unter 25%).

Warum ist das wichtig?

Wenn deutsche, österreichische oder Schweizer Behörden, Banken oder Notare nach den "wirtschaftlich Berechtigten" fragen, reicht das Stock Ledger allein oft nicht aus. Es muss zusätzlich analysiert werden, wer die 25%-Schwelle überschreitet oder auf andere Weise Kontrolle ausübt. Das Stock Ledger ist die Grundlage für diese Analyse, aber nicht die fertige Antwort.

Für US-Zwecke spielt der Begriff des "Beneficial Owner" hingegen meist keine Rolle – dort interessiert nur, wer rechtlich im Stock Ledger steht.

Wozu dient das Dokument?

Das Stock Ledger erfüllt mehrere zentrale Funktionen:

Rechtliche Grundlage der Eigentumsverhältnisse: Das Stock Ledger ist das maßgebliche Dokument für die Frage, wem die Corporation gehört. Im Zweifel ist das Ledger ausschlaggebend, nicht die Stock Certificates. Wer im Stock Ledger als Aktionär eingetragen ist, gilt als rechtmäßiger Eigentümer.

Nachweis für Dividenden und Stimmrechte: Dividenden werden an diejenigen ausgezahlt, die zum Stichtag (Record Date) im Stock Ledger als Aktionäre verzeichnet sind. Auch Stimmrechte bei Gesellschafterversammlungen richten sich nach dem Stock Ledger.

Dokumentation bei Verkäufen: Bei Übertragungen von Aktien muss das Stock Ledger aktualisiert werden. Es dokumentiert lückenlos die Chain of Title – also wer wann Eigentümer war.

Due Diligence: Bei Verkauf der Corporation oder Aufnahme von Investoren ist das Stock Ledger eines der ersten Dokumente, die geprüft werden. Käufer und Investoren wollen genau wissen, wem die Corporation gehört und wie die Eigentumsverhältnisse entstanden sind.

Compliance: Viele Bundesstaaten verlangen, dass Corporations ein aktuelles Stock Ledger führen. Das ordentliche Führen des Ledgers ist Teil der Corporate Formalities, die den Haftungsschutz sichern.

Wer erstellt und führt das Stock Ledger?

Die Verantwortung für das Stock Ledger liegt beim Corporate Secretary. Er ist zuständig für:

  • Die ursprüngliche Erstellung des Ledgers direkt nach der Gründung
  • Die laufende Aktualisierung bei Ausgabe neuer Aktien oder Übertragungen
  • Die sichere Aufbewahrung des Ledgers
  • Die Vorlage des Ledgers bei Bedarf (z.B. gegenüber Directors oder bei Audits)

Bei kleineren Corporations ohne separaten Secretary übernimmt oft der President diese Aufgabe. Manche Corporations delegieren die Führung des Stock Ledgers auch an ihren Registered Agent Service oder an spezialisierte Transfer Agents.

Form: Das Stock Ledger kann physisch als gebundenes Buch geführt werden oder digital als Spreadsheet oder in spezialisierter Software. Wichtig ist, dass es systematisch und nachvollziehbar ist.

Wann wird das Stock Ledger konkret benötigt?

Das Stock Ledger wird in zahlreichen Situationen benötigt:

Dividendenausschüttungen: Um zu bestimmen, wer zum Record Date Aktionär war und Anspruch auf Dividenden hat.

Gesellschafterversammlungen: Um festzustellen, wer stimmberechtigt ist und wie viele Stimmen jeder Aktionär hat.

Verkauf von Aktien: Bei jeder Übertragung muss das Ledger aktualisiert werden – alte Certificate-Nummer wird als "cancelled" markiert (falls Certificates verwendet werden), neue wird eingetragen.

Due Diligence: Potenzielle Käufer oder Investoren verlangen Einsicht ins Stock Ledger, um die Eigentumsverhältnisse zu verstehen und zu überprüfen.

Steuererklärungen: Bei der Erstellung von Steuererklärungen müssen manchmal Informationen aus dem Stock Ledger übernommen werden – etwa bei der Besteuerung von S-Corporations.

Rechtsstreitigkeiten: Bei Streitigkeiten über Eigentum oder Stimmrechte ist das Stock Ledger das maßgebliche Beweisdokument.

Banken und Geschäftspartner: Manche Banken oder größere Geschäftspartner verlangen Einsicht ins Stock Ledger, um zu verstehen, wer die Corporation kontrolliert.

Unterschiede zwischen Bundesstaaten

Die meisten Bundesstaaten haben ähnliche Anforderungen an das Stock Ledger, aber es gibt Nuancen:

Delaware: Verlangt ausdrücklich, dass jede Corporation ein Stock Ledger führt (§ 219 Delaware General Corporation Law). Das Ledger muss die Namen und Adressen aller Aktionäre sowie die Anzahl ihrer Aktien enthalten.

Kalifornien: Ähnliche Anforderungen, wobei das Ledger am Hauptsitz der Corporation aufbewahrt werden muss und Aktionären Einsichtsrecht gewährt werden muss.

Wyoming/Nevada: Weniger strenge formale Anforderungen, aber auch hier wird erwartet, dass ein ordentliches Stock Ledger geführt wird.

Uncertificated Shares: Immer mehr Staaten erlauben Corporations, auf physische Stock Certificates zu verzichten und nur das Stock Ledger zu führen. In diesem Fall ist das Ledger umso wichtiger, da es der einzige Eigentumsnachweis ist.

Aufbewahrung und Umgang mit dem Dokument

Sichere Aufbewahrung: Das Stock Ledger gehört zu den wichtigsten Dokumenten der Corporation und sollte sicher aufbewahrt werden – physisch in einem Tresor oder digital mit regelmäßigen Backups und Zugriffskontrollen.

Laufende Aktualisierung: Das Ledger muss bei jedem Eigentümerwechsel sofort aktualisiert werden. Verzögerungen können zu Unklarheiten bei Stimmrechten oder Dividendenansprüchen führen.

Im Minute Book: Das Stock Ledger sollte Teil des Minute Books sein. Bei physischen Ledgers wird oft ein gebundenes Buch verwendet, das zusammen mit den anderen Corporate Records aufbewahrt wird.

Zugriffskontrolle: Nicht jeder Mitarbeiter sollte Zugriff auf das Stock Ledger haben. Typischerweise haben nur der Secretary, President und Directors Zugriff.

Übereinstimmung mit Certificates: Wenn Stock Certificates verwendet werden, müssen das Stock Ledger und die ausgestellten Certificates immer übereinstimmen. Bei Unstimmigkeiten ist das Ledger maßgeblich, aber solche Diskrepanzen sollten sofort geklärt werden.

Historische Versionen bewahren: Auch alte, überschriebene Versionen des Stock Ledgers sollten archiviert werden, um die historische Entwicklung der Eigentumsverhältnisse nachvollziehen zu können.

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