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Shareholder, Director, Secretary - wer macht was?

Directors / Board of Directors

Ein häufiges Missverständnis vorweg: Viele deutsche Gründer denken automatisch "Director = Geschäftsführer", weil im GmbH- und AG-Kontext "Geschäftsführung" der geläufige Oberbegriff für "die, die die Firma leiten" ist. Bei der US-Corporation stimmt das allerdings nicht. Directors sind keine Geschäftsführer im deutschen Sinne.

Das Board of Directors ist vielmehr ein strategisches Aufsichts- und Leitungsorgan, während die eigentliche Geschäftsführung – im deutschen Sprachverständnis – bei den Officers liegt. Directors überwachen das Unternehmen und bestimmen die Officers, unterschreiben aber nicht die täglichen Verträge oder stellen Mitarbeiter ein. Diese operative Arbeit erledigen die Officers – insbesondere der President oder Chief Executive Officer.

Aufgaben des Board of Directors

Das Board übernimmt in einer Corporation eine zentrale Rolle. Es legt die Unternehmensstrategie fest, überwacht die Geschäftsführung und trifft oder genehmigt wichtige Unternehmensentscheidungen. Dazu gehört die Bestellung und Abberufung von Officers wie President, Treasurer oder Secretary, die Genehmigung größerer Investitionen, Fusionen oder Kreditaufnahmen sowie die Kontrolle der Finanzberichterstattung und der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften.

Beschlüsse fasst das Board in sogenannten Board Meetings, die regelmäßig abgehalten werden. Kleinere Gesellschaften beschränken sich dabei oft auf ein oder zwei Treffen pro Jahr, während größere Corporations monatliche oder vierteljährliche Sitzungen durchführen. Alternativ können Beschlüsse auch durch schriftliche Zustimmung aller Directors – Unanimous Written Consent – gefasst werden, was bei kleineren Corporations oft praktischer ist.

Typische Beschlussgegenstände sind die Vergütung von Officers, die Genehmigung größerer Verträge oder Investitionen, die Ausschüttung von Dividenden, Änderungen der Bylaws oder die Aufnahme von Krediten über bestimmte Grenzen hinaus. Für solche Beschlüsse ist meist die Mehrheit der anwesenden Directors erforderlich, sofern ein Quorum – typischerweise die Mehrheit aller Directors – anwesend ist.

Zusammensetzung und Anzahl

Die Zahl der Directors hängt vom Gründungsstaat und den Bylaws der Corporation ab. Die meisten Bundesstaaten verlangen mindestens einen Director, wobei manche Staaten für größere Corporations oder solche mit mehreren Shareholdern eine Mindestanzahl von drei Directors vorschreiben. Delaware beispielsweise erlaubt Corporations mit nur einem Shareholder auch nur einen Director.

Bei mehreren Directors ist die Anzahl meist ungerade, um Pattsituationen bei Abstimmungen zu vermeiden. Typische Strukturen sind drei, fünf oder sieben Directors, je nach Größe und Komplexität der Corporation.

Die Anforderungen an Directors sind minimal. Typischerweise müssen sie lediglich volljährig und geschäftsfähig sein – meist wird ein Mindestalter von 18 Jahren verlangt. Directors müssen weder in den USA ansässig sein noch eine bestimmte Staatsangehörigkeit haben. Sie müssen auch keine Aktien der Corporation besitzen, es sei denn, die Bylaws schreiben das explizit vor.

Bestellung und Amtsdauer

Die ersten Directors werden meist in den Articles of Incorporation benannt oder direkt nach der Gründung durch die Incorporators bestellt. Die genauen Details regeln die Bylaws der Corporation.

Nach der Gründung werden Directors von den Shareholdern auf der jährlichen Shareholder Meeting gewählt. Die Amtsdauer beträgt typischerweise ein Jahr, kann aber in den Bylaws auch anders geregelt werden. Bei größeren Corporations gibt es oft gestaffelte Amtszeiten – Staggered Board –, bei denen nur ein Teil der Directors jährlich zur Wahl steht. Das sorgt für Kontinuität im Board und erschwert feindliche Übernahmen.

Directors können grundsätzlich jederzeit durch die Shareholders abberufen werden, meist mit einfacher Mehrheit. Manche Bylaws sehen qualifizierte Mehrheiten vor oder verlangen konkrete Gründe für eine Abberufung.

Personalunion bei kleinen Corporations

Bei kleineren Corporations ist die strikte Trennung zwischen Directors und Officers oft weder praktisch noch notwendig. Es ist völlig üblich und zulässig, dass Directors gleichzeitig als Officers fungieren. Ein Director kann etwa gleichzeitig President oder Treasurer sein.

Ein Beispiel: Bei einer Corporation mit drei Shareholdern können alle drei als Directors fungieren. Gleichzeitig übernimmt Director A die Position des President, Director B wird Treasurer und Director C wird Secretary. Damit erfüllen sie sowohl die Aufsichtsfunktion als Directors als auch die operative Führung als Officers.

Wichtig ist allerdings, dass die verschiedenen Rollen in den Corporate Records sauber getrennt werden. Bei Board Meetings müssen die Directors in ihrer Funktion als Aufsichtsorgan entscheiden, bei operativen Entscheidungen handeln sie als Officers. Diese formale Trennung muss dokumentiert werden, auch wenn faktisch dieselben Personen beide Rollen ausüben.

Mit wachsender Unternehmensgröße wird die Trennung zwischen Directors und Officers wichtiger. Größere Corporations holen oft externe, unabhängige Directors ins Board, die Expertise einbringen und für bessere Corporate Governance sorgen. Spezialisierte Ausschüsse wie ein Audit Committee oder Compensation Committee werden gebildet, die sich mit spezifischen Themen befassen.

Haftung und Treuepflichten

Directors unterliegen zwei grundlegenden Treuepflichten: der Duty of Care – Sorgfaltspflicht – und der Duty of Loyalty – Loyalitätspflicht. Diese Pflichten bestehen gegenüber der Corporation und ihren Aktionären.

Die Duty of Care verpflichtet Directors dazu, sich angemessen zu informieren und Entscheidungen mit der gebotenen Sorgfalt zu treffen. Directors müssen sich über die relevanten Fakten informieren, bevor sie eine Entscheidung treffen, und diese so treffen, wie es eine vernünftige und gewissenhafte Person in vergleichbarer Position tun würde. Sie müssen sich regelmäßig mit den Geschäften der Corporation befassen und dürfen keine blinde Handlungsweise an den Tag legen.

Ein Beispiel: Das Board prüft vor einer Unternehmensübernahme mehrere Gutachten, lässt sich von Anwälten beraten und dokumentiert die Entscheidungsgrundlage sorgfältig. Die Duty of Care ist erfüllt, auch wenn die Übernahme später wirtschaftlich scheitert. Genehmigen Directors hingegen einen riskanten Kredit, ohne die Finanzzahlen zu prüfen oder Rücksprache mit dem CFO zu halten, liegt eine Verletzung der Duty of Care vor, die zu persönlicher Haftung führen kann.

Die Duty of Loyalty verpflichtet Directors dazu, im besten Interesse der Corporation zu handeln. Sie müssen Interessenkonflikte vermeiden oder offenlegen und dürfen Geschäftschancen der Corporation nicht für sich nutzen. Wer als Director beispielsweise eine Geschäftsgelegenheit entdeckt, die zur Corporation passen würde, muss diese der Corporation anbieten – und darf sie nicht für ein eigenes Unternehmen nutzen.

Viele Corporations schließen die persönliche Haftung ihrer Directors in den Articles of Incorporation oder Bylaws weitgehend aus, soweit dies rechtlich zulässig ist. Grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliche Pflichtverletzungen können meist nicht ausgeschlossen werden. Directors & Officers Insurance – D&O-Versicherung – ist bei größeren Corporations üblich, um Directors vor persönlichen Haftungsrisiken zu schützen.

Chairman of the Board

Eine besondere Stellung innerhalb des Board of Directors nimmt der Chairman of the Board ein. Er leitet die Sitzungen des Boards, setzt die Agenda fest und koordiniert die Arbeit der Directors. Der Chairman ist gewissermaßen der "Erste unter Gleichen" und übernimmt häufig auch eine repräsentative Rolle nach außen.

In kleineren Corporations ist der Chairman oft gleichzeitig auch CEO, was dann als "Chairman and CEO" bezeichnet wird. In größeren Unternehmen werden diese Funktionen hingegen häufig getrennt, um eine bessere Kontrolle zu gewährleisten. Ein unabhängiger Chairman, der nicht gleichzeitig im operativen Geschäft tätig ist, kann das Management objektiver überwachen.

Die Rolle des Chairman ist nicht in allen Bundesstaaten gesetzlich vorgeschrieben, wird aber in den Bylaws der meisten Corporations definiert. Fehlt eine ausdrückliche Regelung, übernimmt typischerweise der ranghöchste Director oder der President diese Funktion.

Vergütung

Unabhängige Directors, die nicht gleichzeitig Officers sind, erhalten oft eine feste Jahresvergütung oder ein Meeting-Honorar. Diese Vergütung soll ihre Unabhängigkeit sicherstellen und qualifizierte Kandidaten anziehen. Directors, die gleichzeitig Officers sind, erhalten meist nur eine Officer-Vergütung in Form von Gehalt, Boni oder Aktienoptionen. Eine separate Director-Vergütung ist in diesen Fällen weniger üblich.

Unterschiede zum deutschen Recht

Im deutschen Aktienrecht gibt es eine klare Trennung zwischen Vorstand und Aufsichtsrat – das sogenannte dualistische System. Der Vorstand führt das operative Geschäft, der Aufsichtsrat überwacht den Vorstand. Die Aktionäre wählen den Aufsichtsrat, dieser wiederum bestellt den Vorstand.

In den USA gibt es diese strikte Trennung nicht. Das amerikanische System ist monistisch – es gibt nur das Board of Directors, das beide Funktionen in sich vereint. Das Board überwacht und leitet gleichzeitig. Die Stockholder wählen die Directors, diese bestellen die Officers. Die Directors können dabei selbst auch Officers sein, was in kleineren Corporations häufig der Fall ist.

Die häufig verwendete deutsche Übersetzung "Verwaltungsrat" für Board of Directors ist ungenau und im deutschen Aktienrecht auch gar nicht vorgesehen – wohl aber im Schweizer Recht. Am ehesten lässt sich das Board als Mischform aus Aufsichtsrat und Vorstand beschreiben: Wie der Aufsichtsrat kontrolliert es die Geschäftsführung, gleichzeitig nimmt es aber auch strategische Leitungsaufgaben wahr, die in Deutschland beim Vorstand liegen würden.

Praktische Hinweise

Wer eine Corporation gründet, sollte die Board-Struktur sorgfältig planen und in den Bylaws klare Regelungen für Bestellung, Befugnisse und Entscheidungsprozesse der Directors treffen. Dies schafft von Anfang an Rechtssicherheit und vermeidet spätere Konflikte.

Bei kleineren Corporations mit wenigen Shareholdern fungieren oft alle Inhaber als Directors und Officers. Die formellen Strukturen werden dabei meist minimal gehalten, um Bürokratie zu vermeiden, wobei die gesetzlichen Mindestanforderungen eingehalten werden müssen. Entscheidend ist, dass Board Meetings tatsächlich stattfinden und ordnungsgemäß protokolliert werden – auch wenn es nur eine Ein-Person-Corporation ist.

Die Director-Struktur bietet Flexibilität für unterschiedliche Unternehmensgrößen. Von der Ein-Mann-Corporation bis zum börsennotierten Konzern lässt sich die Board-Struktur an die jeweiligen Bedürfnisse anpassen, wobei die grundlegenden Prinzipien der Überwachung und strategischen Führung erhalten bleiben.

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