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Seit dem 1. Januar 2024 gilt in den USA eine neue Meldepflicht: Unternehmen müssen ihre wirtschaftlich Berechtigten (Beneficial Owners) an eine zentrale Behörde namens FinCEN melden. Diese Vorschrift betrifft nahezu alle neu gegründeten US-Gesellschaften – unabhängig davon, ob die Gründer in den USA leben oder aus dem Ausland kommen.
Die Grundlage dieser Pflicht ist der Corporate Transparency Act (CTA), ein Bundesgesetz zur Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorfinanzierung und Steuerflucht. Die sogenannte BOI-Meldung (BOI = Beneficial Ownership Information) ist damit zu einem festen Bestandteil des Gründungsprozesses in den USA geworden.
Die USA galten jahrzehntelang als attraktiver Standort für betont diskrete Firmenkonstrukte - insbesondere in Bundesstaaten wie Delaware, Wyoming oder Nevada, wo die Gründung schnell, günstig und ohne Offenlegung der Eigentümer und Geschäftsführer erfolgen konnte.
Diese Praxis steht seit einigen Jahren zunehmend unter internationalem Druck:
Mit dem CTA und der BOI-Meldung reagieren die USA auf diesen Widerspruch. Ziel ist nicht die pauschale Abschaffung anonymer Gesellschaften, sondern die bessere Identifikation tatsächlicher Eigentümer in Fällen mit berechtigtem Verdacht.
Wer ist betroffen?
Die Meldepflicht gilt für nahezu alle in den USA gegründeten Unternehmen, insbesondere für:
Reine Holdinggesellschaften, Startups und kleine Strukturfirmen sind in aller Regel nicht befreit.
Jede meldepflichtige Firma muss ihre wirtschaftlich Berechtigten (Beneficial Owners) wie folgt erfassen:
Pflichtangaben pro Person
Vollständiger Name
Geburtsdatum
Wohnadresse
Nummer und Kopie eines Ausweisdokuments
Die Adresse muss eine echte Adresse sein – kein Postfach oder eine offensichtlicher Mietgeschäftsadresse. Es gibt allerdings keine zusätzliche Pflicht, Dokumente wie Stromrechnungen, Kontoauszüge oder Ähnliches zu erbringen, um die Wohnanschrift zu belegen.
Ein wirtschaftlich Berechtigter ist jede Person, die:
Die Angaben werden elektronisch an FinCEN übermittelt und in einer nicht öffentlichen Datenbank gespeichert.
Fall 1:
Ein deutscher Einzelunternehmer gründet eine US-LLC in Wyoming, um Softwareprodukte zu verkaufen. Obwohl er alleiniger Gesellschafter ist, muss er sich als wirtschaftlich Berechtigter bei FinCEN melden – inklusive Passkopie und Wohnadresse.
Fall 2:
Zwei Freunde gründen gemeinsam eine Corporation in Florida. Einer übernimmt die Geschäftsführung (CEO), der andere hält 30 % der Anteile, ist aber nicht operativ tätig. Beide gelten als wirtschaftlich Berechtigte.
Fall 3:
Ein Amazon-Händler nutzt eine US-LLC nur als Zwischenholding, mit dem Ziel, über die US-Struktur Bankkonten zu eröffnen. Auch hier greift die BOI-Meldepflicht – selbst wenn keine Geschäftstätigkeit in den USA stattfindet.
Fristen & Sanktionen
UnternehmensstatusFrist für BOI-MeldungNeugründung ab 2024innerhalb von 30 Tagen nach EintragungBestandsfirma (vor 2024)bis spätestens 31.12.2024Änderungenbinnen 30 Tagen
Verspätete oder unterlassene Meldungen können empfindlich geahndet werden:
Die BOI-Meldung ist mittlerweile ein entscheidender Faktor bei der Kontoeröffnung in den USA:
Auch europäische FinTechs, die US-Konten für LLCs anbieten (z. B. Mercury, Relay, Wise), richten sich zunehmend nach diesen Vorgaben.
Auch in der Europäischen Union gibt es seit einigen Jahren Pflichten zur Offenlegung wirtschaftlich Berechtigter, geregelt durch die 4. und 5. EU-Geldwäscherichtlinie. Die Umsetzung erfolgt jedoch auf andere Weise als in den USA.
Während die EU-Register stärker steuerlich motiviert sind und von einem automatischen Datenaustausch ausgehen, ist die US-Regelung selektiver, aber durchsetzungsstärker. Die USA behalten die Kontrolle über ihre Daten, erlauben aber Einblicke im Rahmen von Ermittlungen oder Compliance-Prüfungen.
Trotz unterschiedlicher Systeme nähern sich beide Regime in ihrer Zielsetzung an: Mehr Transparenz, weniger Missbrauch von Firmenkonstrukten.
Trotz der neuen Meldepflichten bleiben US-Firmen nach außen hin weiterhin diskret:
Das bedeutet: Für die Öffentlichkeit bleibt eine US-LLC oder Corporation nach wie vor weitgehend anonym.
Die BOI-Meldung ist kein symbolischer Akt, sondern ein verbindlicher Compliance-Schritt für alle Gründer. Sie steht nicht im Widerspruch zur traditionellen Anonymität von US-Gesellschaften, sondern markiert eine neue Schwelle:
Wer eine US-Firma gründet, sollte die BOI-Meldung von Anfang an mitdenken – vor allem, wenn eine Kontoeröffnung geplant ist.
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